Ausstellung

Meister & Schüler

Gemälde von Alfred Wiegmann & Wolf-Dietmar Stock

Ausstellung vom 3. November 2024 - 23. März 2025

Die Lilienthaler Kunststiftung trauert um Wolf-Dietmar Stock †23.12.2024

Weser-Kurier:  Wümme-Zeitung vom 3.1.2025, Text: Lutz Rode

Der Fischerhuder Künstler Wolf-Dietmar Stock ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Erst vor zwei Monaten war in der Lilienthaler Kunststiftung eine Ausstellung mit seinen Gemälden eröffnet worden.
Wenige Tage vor seinem Tod hatte Wolf-Dietmar Stock noch mit seinem langjährigen Wegbegleiter Hans-Günther Pawelcik gesprochen: Der Kurator der Lilienthaler Kunststiftung und der Fischerhuder Künstler hatten verabredet, die aktuelle Ausstellung „Meister & Schüler“ in der Truper Kunstschau im Januar mit Bildern zu ergänzen, die Stock in seiner künstlerischen Phase in Afrika gemalt hat. Dazu kommt es nun nicht mehr, nachdem der Fischerhuder am 23. Dezember im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Die Ausstellung, die Werke von Stock und seinem Meister Alfred Wiegmann zeigt, wird ohne Änderung wie geplant bis zum 23. März weiter laufen. Bei einem voraussichtlich Ende Januar anstehenden Neujahrsempfang will die Kunststiftung des Verstorbenen auch offiziell gedenken.

Hans-Günther Pawelcik hat gut 30 Jahre lang mit dem Verleger und Künstler Wolf-Dietmar Stock zusammen gearbeitet. Er würdigt dessen Lebensleistung: Stock habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Kunst aus Fischerhude weit über die Grenzen des Dorfes hinweg bekannt geworden sei. Auch als veritabler Künstler habe Stock Spuren hinterlassen. „Ich bin sicher, dass von ihm ein Silberstreif in der norddeutschen Kunstlandschaft bleibt“, sagt Pawelcik. Am Ende sei ihm die Kraft ausgegangen, am Abend vor dem 24. Dezember sei er in seinem Haus in Fischerhude friedlich eingeschlafen.

Die Lilienthaler Kunststiftung verbindet mit Wolf-Dietmar Stock nicht nur die aktuelle Ausstellung „Meister & Schüler“. Auch bei der vorangegangenen Präsentation unter dem Titel „Fischerhude – Künstlerdorf an der Wümme“ gab es eine Zusammenarbeit: Etliche der Gemälde, die bis Oktober in Trupe zu sehen waren, gehören zur beachtlichen Sammlung von Kunstwerken, die Stock über die Jahrzehnte angelegt hat. Offen ist derzeit noch, was mit dem Nachlass passiert.

Ein Blick in unsere Ausstellung

EIN FILM DER LILIENTHALER KUNSTSTIFTUNG

Kurator der Ausstellung:
Pawel Pawelcik

Gesang und Konzertgitarre:
Duo „Lakrits“ mit Laura uns Kristin
gespielt anlässlich der Vernissage am 20. Oktober 2024

Aufnahmen und Schnitt:
Edith Büscher

Alfred Wiegmann (1886-1973), Einsamer Hof am Wege, um 1950

Alfred Wiegmann 1886 bis 1973

Als Alfred Wiegmann 1934 von Düsseldorf nach Worpswede kam, war er schon ein etablierter Künstler, der bislang vor allem in seinem Heimat- und Studienort sein Publikum hatte. Worpswede mit seinen Künstlern interessierten Wiegmann sehr, da er die norddeutsche Landschaft schätzte.

Diese Weite hatte er als Soldat des Ersten Weltkriegs in Russland kennengelernt und hier Parallelen wiedergefunden: die Birken und den Himmel, das melancholische Licht in seinen wechselnden Jahreszeiten.

Alfred Wiegmann war ein überzeugter Impressionist. Die Begeisterung für den französischen Stil hatte er bereits in der Düsseldorfer Akademie gehabt. Da es um 1900 in Deutschland verpönt war, in Pariser Ateliers und Akademien zu lernen, ging er selbst dort hin.

Mit der neu erlernten Malweise konnte er viele Portraitaufträge und Stadtansichten im Rheinland ausführen; der zarte Auftrag der Farben war dann auch in der Worpsweder Künstlerkolonie sein Alleinstellungsmerkmal.

Seine Freunde waren die Kollegen der Zweiten Worpsweder Generation wie Wilhelm Bartsch, Walter Bertelsmann und Karl Arste. Hier sah er deutlich mehr Übereinstimmung als mit der berühmten „Worpsweder Schule“.

Obwohl er stets unpolitisch war, beunruhigten ihn die restriktiven Weisungen der nationalsozialistischen Kunstauffassung, die auch in Worpswede deutlich zu spüren waren.

Dieser Doktrin wollte er sich weder beugen noch folgen: 1938 entschied er sich, gut 25 km weiter ins Moor zu ziehen, wo er in dem völlig unbekannten Kuhstedt bei Gnarrenburg ein Dorf fand, in dem er fortan so leben und arbeiten konnte, wie es seiner freien Lebensauffassung entsprach.

Zwar versuchte man, ihn zu bewegen, bei Ausstellungen mitzumachen, aber Wiegmann kam keiner Aufforderung nach. So wurde er fast vergessen und auch nach 1945 war es für ihn nicht einfach, sich als Künstler wieder ins Bewusstsein der Kundschaft zu bringen.

Alfred Wiegmann (1886-1973), Pont Neuf in Paris, um 1905
Wolf-Dietmar Stock (*1942), Wiesen in Oyten, 1966

Gesellschaftlich engagierte er sich in der Aufbauphase im örtlichen Kreistag; bald aber war er wieder nur noch Künstler, der von Porträt- und Landschaftsmalerei leben wollte und musste.

Als seine Frau 1962 starb, zog er aus der alten Försterei Kuhstedts in das Haus seiner Haushaltshilfe. Ab 1970 erhielt Wiegmann einige internationale Ehrungen aus Frankreich und England, bevor er 1973 in Kuhstedt starb.

Ein Zufall war es, dass er hier von einem jungen Mann aus Oyten bei Bremen aufgesucht wurde, der seine Gemälde sah und in romantischer Verklärung Maler werden wollte. Alfred Wiegmann wollte nie einen Malschüler haben, doch dieser Wolf-Dietmar Stock hatte ihn letztendlich dazu gebracht, dass er ihm die Grundzüge des Malens beibrachte.

Aus dem gemeinsamen Interesse für den französischen Impressionismus erwuchs eine Freundschaft über Jahre und für Stock die Möglichkeit, als Autodidakt Malerei von Grund auf zu studieren.

Wolf-Dietmar Stock *1942
Der stetige Wunsch, Künstler zu werden, brachte den in Oyten bei Bremen aufgewachsenen Maler, Lehrer und Verleger Wolf-Dietmar Stock früh zu Alfred Wiegmann, der nie Lehrer sein wollte.

Aus dem gemeinsamen Interesse für den französischen Impressionismus erwuchs eine Freundschaft über Jahre und für Stock die Möglichkeit, als Autodidakt Malerei von Grund auf zu studieren.

In einer Art „Spurensuche“ hat Wolf-Dietmar Stock sich aus den frühen Anfängen befreit. Mit dem Mut zur Farbe und der Erkenntnis, dass diese sich mit der Form vereinen muss, um zu einem Bild zu werden, hat er zu seinem Stil gefunden.

Wolf-Dietmar Stock (*1942), Winterliches Gehöft in Huxfeld, 1986
Wolf-Dietmar Stock (*1942), Birkenallee in Rautendorf im Spätsommer

Die Ausstellung ist die erste Würdigung Alfred Wiegmanns nach seinem Tod 1973. Der Kunststiftung Lilienthal steht der seit Jahrzehnten gehütete und erweiterte Nachlass des Künstlers für diese Ausstellung zur Verfügung!

Zu dem fügen sich die frühen und späten Arbeiten des 1942 geborenen und heute in Fischerhude lebenden Malers Wolf-Dietmar Stock, der sich immer noch als Hüter der Landschaftskunst begreift.

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